Zuwachs im Workshop-Werkzeugkasten: Mural, Ideaflip, Miro und Co.

b2g hat sich zu Jahresbeginn 2020 rasch auf die neuen, COVID-bedingten Umstände eingestellt. Wir haben unser Workshop- und Trainingsangebote in Online-Formate überführt, ein neuer interaktiver Webinar-Raum wurde entwickelt. Seither haben unsere TrainerInnen und Workshop-LeiterInnen den virtuellen Raum erkundet und auf dieser Entdeckungsfahrt vieles ausprobiert, Neues erfahren – kurzum: vielerlei Erfahrungen gesammelt.
Zum Beispiel mit Webinartools, Helferlein für visuelle Gemeinschaftsarbeit unter digitalen Umständen. Das klingt kryptischer als es ist: Die Rede ist von Plattformen, die virtuell all das möglich machen, wofür in herkömmlichen Trainings-Settings Whiteboards, Pinnwände oder Flipcharts eingesetzt werden. Nämlich: Ideenfindung anzustoßen und den Verlauf dieser Entwicklung auch sichtbar zu machen. Die besagten Werkzeuge heißen Mural, Ideaflip oder Miro und folgen in ihrer Struktur weitgehend der Logik des Brainstormings. Vieles dreht sich um Aufkleben, Sortieren, Auflisten, Clustern und Bewerten.
Kollaborationstool und Archiv
„Die Logik und die Grundfunktionen sind bei all diesen Plattformen sehr ähnlich“, schildert b2g-Geschäftsführerin Susanne Grof-Korbel ihre Eindrücke. „Die TeilnehmerInnen können auf Dashboards zugreifen, wo man Flipchart-Kärtchen aufhängen, oder auch direkt hineinschreiben kann.“ Miro sei eher für Unternehmens- bzw. Organisationsberatung ausgelegt. Es gibt dort vorgefertigt Benutzeroberflächen, aus denen ein ganzer Workshop zusammengestellt werden kann. „Das finde ich spannend“, meint Grof-Korbel. „Ich nutze das stark für die Vorbereitung. Einer meiner Kunden handelt seinen gesamten Visions- bzw. Markenprozess dort ab. Er nützt Miro als Kollaborations-Tool, gleichzeitig aber auch als Archiv.“
Längen vermeiden
Für NeueinsteigerInnen empfiehlt Grof-Korbel Ideaflip. Die Möglichkeiten sind hier zwar eingeschränkter, dafür verläuft die Bedienung sehr intuitiv, während man sich mit der Funktionsweise von Miro doch etwas intensiver auseinandersetzen muss. Der unkomplizierteste Einstieg ist das klassische gemeinsame Brainstorming mit Kärtchen. Langatmige Gruppendiskussionen, die online kaum zu administrieren sind, können so umschifft werden. „Im Kern“, sagt Grof-Korbel, „geht es bei den Kärtchenübungen um Demokratisierung. Jede/r soll zu Wort kommen, nicht nur jene, die am lautesten sind oder sich gut artikulieren können. Online ist das noch viel stärker Thema: Neigt jemand zum Monologisieren, sind die Eingriffsmöglichkeiten der Moderatorin doch sehr begrenzt.“
Vorbereitung wird wichtiger
Der Anstoß, sich mit Webinartools auseinanderzusetzen, kam bei Grof-Korbel von außen. Auf einmal war die Notwendigkeit dafür einfach da – eine Erfahrung, die in diesem Jahr wohl viele gemacht haben dürften. „Ich fand es dann sehr cool. Denn ich war schon länger auf der Suche nach etwas, das das oben Gesagte abbildet.“ Den Verlauf von Workshops bei Verwendung von Online-Werkzeugen empfindet die b2g-Geschäftsführerin als vergleichsweise strukturierter, allerdings ist auch eine detaillierte Vorbereitung notwendig. Alle Elemente, die man verwenden möchte, müssen bereits im Vorhinein ausgearbeitet sein. Spielraum für spontanes Eingreifen ist kaum vorhanden, eine kurzfristige Planänderung während der laufenden Veranstaltung komplizierter umzusetzen.
Aktivierung als zentrales Element
Das unterstreicht b2g-Partnerin Julia Lipok. Online, so die erfahrene Trainerin, ist die Notwendigkeit zu möglichst exakter Planung in viel größerem Ausmaß gegeben. Ihre wichtigste Erkenntnis aus den Online-Trainings: Den Webinar-TeilnehmerInnen etwas zu tun zu geben. „Das wird mit Mural und Co. möglich. Die Leute können sich beteiligen, so holst du sie wirklich herein.“ Jede/r hat die Möglichkeit sich einzubringen, etwa beim Ausfüllen der virtuellen Klebezettel. Die Gruppe arbeitet gemeinsam an einer Aufgabe. Das aktiviert und trägt außerdem dazu bei, ohne besondere Vorbehalte einfach auszuprobieren – auch wenn man zum ersten Mal mit Webinartools konfrontiert ist.
Auf Augenhöhe
Lipok: „Es war ja auch für mich ein Sprung ins kalte Wasser. Aber das hatte den Vorteil, dass wir alle auf Augenhöhe waren. Es musste niemandem peinlich sein, etwas nicht zu können. Wo etwas unglücklich gelaufen oder unabsichtlich passiert ist, konnte ich zudem im Nachhinein problemlos ordnend eingreifen. So, wie man bei einem herkömmlichen Workshop ja auch manchmal aufräumt.“
Besonders wenn es vordringlich um Inhalte geht, gäbe es einiges, was mit Webinartools gut abgebildet werden kann, resümiert Julia Lipok. Bestimmte Methoden, die sie in ihren Trainings anwendet, seien online aber auch damit nicht reproduzierbar. “Ich denke, diese Tools stecken, wie so vieles andere im Zusammenhang mit dem Digitalisierungs-Boom, noch in den Kinderschuhen. Ich könnte mir vorstellen: Wenn diese Plattformen nicht ob der Umstände als alternativlos daherkommen, wird die Lust tendenziell größer, sie punktuell einzusetzen“.
/ Michael Robausch – Consultant & Content Creation bei b2g
